Im Feld des Kampfsports wächst das Interesse an Peptiden — kurzkettenförmigen Aminosäureverbindungen, die im Körper als Signalmoleküle, Hormone oder Geweberegulatoren wirken. Der vorliegende Beitrag erläutert, was Peptide grundsätzlich sind, welche Subgruppen im Kontext von Kampfsport diskutiert werden, welche potenziellen Vorzüge und wissenschaftlichen Grenzen es gibt und welche rechtlichen wie gesundheitlichen Risiken Athleten beachten müssen.
Inhaltsverzeichnis
Peptide sind kurze Ketten von Aminosäuren — molekulare Fragmente, die zwischen wenigen und wenigen Dutzend Aminosäuren umfassen und biochemisch zwischen kleinen Molekülen und großen Proteinen anzusiedeln sind. Viele physiologisch bedeutende Botenstoffe des Körpers (etwa Peptidhormone) sind Peptide. Sie binden an Rezeptoren, modulieren Stoffwechselwege und können Heilungsprozesse steuern. Ihre relative Kürze macht Peptide chemisch und pharmakologisch vielseitig einsetzbar: als therapeutische Wirkstoffe, als Nahrungsergänzung (z. B. hydrolysierte Kollagenpeptide) oder als experimentelle Wirkstoffe in der regenerativen Forschung.
Im Diskurs um Leistungsfähigkeit, Regeneration und Rehabilitation treten vier große Gruppen in den Vordergrund. Jede Gruppe unterscheidet sich in Wirkmechanismus, Evidenzlage und rechtlichem Status.
Diese hydrolysierten Kollagenpräparate werden oral eingenommen und sollen die Knorpel- und Sehnenstruktur durch Bereitstellung von Bausteinen oder durch stimulierende Effekte auf die extrazelluläre Matrix unterstützen. Klinische Studien und systematische Übersichten berichten über eine Reduktion von belastungsabhängigen Gelenkschmerzen und Hinweise auf verbesserte Gewebequalität bei körperlich aktiven Personen — die Evidenz ist insbesondere für definiert getestete Kollagenpräparate am stärksten.
Für Athleten stellen diese Präparate eine legale, gut untersuchte Option dar, die als Ergänzung zu Training, Physiotherapie und Ernährungssteuerung betrachtet werden kann.
Peptide wie bestimmte GHRHs (=Somatoliberin), GHRPs (=growth hormone releasing peptides) oder Kombinationspräparate steigern über die Aktivierung der Hypophysen-Somatotropen-Achse die Ausschüttung von Wachstumshormon (=growth hormone). Theoretisch können dadurch Regenerationsprozesse, Fettstoffwechsel oder Gewebeheilung beeinflusst werden. Die klinische Datenlage bei sportlicher Anwendung bleibt jedoch begrenzt und heterogen.
Darüber hinaus sind viele dieser Substanzen auf der World Anti-Doping Agency (WADA)-Prohibitionsliste aufgeführt, weshalb ihre Anwendung im organisierten Wettkampfsport disziplinarische Folgen haben kann.
3. Regenerative / „Wundheilungs“-Peptide
Diese Peptide werden in Foren und in der komplementärmedizinischen Praxis als beschleunigende Faktoren für Sehnen-, Muskel- und Bandheilung angepriesen. In Tierexperimenten zeigen Stoffe wie BPC-157 oder Thymosin-Derivate häufig deutlich positive Effekte auf Gewebeheilung und Entzündungsreduktion. Humanmedizinische, randomisierte, groß angelegte Studien fehlen jedoch größtenteils, oder sie sind nur sehr begrenzt.
Regulatorische Behörden haben viele dieser Substanzen als „nicht zugelassen“ bzw. als potenziell risikobehaftet eingestuft, und Anti-Doping-Organisationen führen manche davon auf der Verbotsliste. Die Übersetzung der präklinischen Resultate in sichere, reproduzierbare klinische Anwendungen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen.
Insulin-like Growth Factor (IGF-1) Varianten und andere wachstumsfördernde Peptide wirken stark anabol und werden deshalb in der antidopingrechtlichen Betrachtung als besonders problematisch eingestuft.
Schon aus ethischen, gesundheitlichen und regeltechnischen Gründen sind solche Substanzen für Wettkampfathleten nicht nur riskant, sondern zumeist verboten.
Peptide und ihre Rolle im Kampfsport
Der nüchterne Befund lautet: Es existieren Hinweise auf potenzielle Vorteile, doch die Stärke und Übertragbarkeit dieser Effekte auf den Mensch in Wettkampfnormen variiert stark.
Schmerzlinderung und Gelenkfunktion: Für bestimmte, standardisierte Kollagenpeptide zeigen randomisierte Studien eine signifikante Abnahme von belastungsabhängigen Gelenkschmerzen und eine leichte Verbesserung der Funktion — besonders im Zusammenspiel mit adäquatem Training. Diese Ergebnisse sind unter Athleten von praktischem Interesse, da reduzierte Gelenkschmerzen die Trainingsquantität erhöhen können.
Beschleunigte Gewebereparatur (experimentell): Regenerative Peptide wie BPC-157 liefern in Tiermodellen robuste Signale für schnellere Heilung von Sehnen, Muskeln und Magen-Darm-Schleimhaut. Beim Menschen sind kontrollierte Daten rar und zumeist vorläufig. Somit bleibt die klinische Aussagekraft eingeschränkt — insbesondere hinsichtlich Sicherheit und Langzeiteffekten.
Erholung durch GH-Modulation: Wachstumshormon und seine Secretagoge können metabolische und regenerative Prozesse beeinflussen. Präklinische und einige klinische Daten deuten auf Vorteile für Erholungsparameter hin. Gleichwohl ist die Leistungssteigerung in robusten klinischen Endpunkten (z. B. maximale Kraft, Wettkampferfolg) nicht eindeutig belegt, und Nebenwirkungen sowie Regelkonformität sind von erheblicher Bedeutung.
Die Diskussion über Nutzen darf die Risiken nicht überdecken. Athleten sollten folgende Punkte beachten:
Antidoping- und Disziplinarmaßnahmen: Viele Peptide-Kategorien, insbesondere solche mit Wirkung auf Wachstumshormon oder solche, die als „nicht zugelassene Arzneimittel“ gelten, stehen auf der WADA-Prohibitionsliste. Nachweis führt zu Sperren, Ergebnis-Anullierungen und Reputationsverlusten. Athleten tragen die Verantwortung für alles, was sie zu sich nehmen.
Unbekannte Langzeitkonsequenzen: Selbst wenn kurzfristig subjektive Verbesserungen wahrgenommen werden, sind mögliche kardiometabolische, immunologische oder onkologische Langzeiteffekte vielfach ungeklärt. Die wissenschaftliche Gemeinschaft mahnt Vorsicht bei breitflächiger Anwendung außerhalb kontrollierter Studien an.
Peptide im Kampfsport
Aus sportethischer Perspektive stehen Peptide-Interventionen, die Leistung oder Erholung über das hinaus modifizieren, was durch Training, Ernährung und Rehabilitation erreichbar ist, im Spannungsfeld von Fairness, Gesundheitsschutz und Regeltreue. Fachgesellschaften, Anti-Doping-Organisationen und Regulierer fordern, dass jede potenzielle Anwendung in Studien geprüft und erst nach Nachweis von Wirksamkeit und vertretbarer Sicherheit eingeführt werde. Für Athleten in organisierten Wettkampfsystemen gilt: Informierte Zustimmung, ärztliche Begleitung und strikte Prüfung der Regelkonformität sind unverzichtbar.
Auf bewährte Grundlagen setzen: Eine periodisierte Trainingsplanung, ausreichend Proteinzufuhr, eine gute Mikronährstoffversorgung, genügend Schlaf und Regenerationsphasen sowie gezielte Physiotherapie bilden die Basis für Leistungsfähigkeit und Verletzungsprophylaxe. Ergänzend können legale und geprüfte Kollagenpräparate bei Gelenkbeschwerden hilfreich sein.
Bei experimentellen Peptiden Vorsicht walten lassen: Eine Anwendung sollte nur unter medizinischer Begleitung und auf Basis klinischer Daten in Betracht gezogen werden. Zudem ist es entscheidend, die Anti-Doping-Regularien im Blick zu behalten. Substanzen aus nicht regulierten Quellen bergen erhebliche gesundheitliche, rechtliche und sportliche Risiken.
Realistisch bleiben: Viele als „Wundermittel“ beworbene Peptide sind bislang nicht ausreichend in hochwertigen, humanen Studien geprüft. Erfahrungsberichte oder Marketingversprechen ersetzen keine wissenschaftlich fundierte Evidenz und keine pharmazeutische Zulassung.
Peptide sind kurze Ketten aus Aminosäuren, die im Körper als Botenstoffe, Hormone oder Regulatoren wirken. Sie können natürliche Prozesse wie Heilung, Regeneration oder Stoffwechsel beeinflussen.
Am häufigsten diskutiert werden Kollagenpeptide (für Gelenke und Sehnen), wachstumsstimulierende Peptide (GH-Secretagoge), regenerative Peptide wie BPC-157 oder TB-500 sowie IGF-Varianten. Während Kollagenpräparate legal und gut untersucht sind, stehen viele andere Peptide auf der Dopingliste oder sind nicht zugelassen.
Die Datenlage ist unterschiedlich: Kollagenpeptide können nachweislich Gelenkbeschwerden lindern und die Belastbarkeit verbessern. Für experimentelle Peptide wie BPC-157 oder GH-Secretagoge gibt es zwar vielversprechende Tier- und Labordaten, beim Menschen fehlen jedoch robuste, groß angelegte Studien.
Viele Peptide sind nicht zugelassen, ihre Sicherheit ist unzureichend belegt. Risiken reichen von Verunreinigungen im Online-Handel über unvorhersehbare Nebenwirkungen bis hin zu Doping-Sperren. Zudem sind mögliche Langzeitfolgen kaum erforscht.
Ja. Die Basis bleibt ein durchdachtes Training, ausgewogene Ernährung, ausreichend Regeneration und physiotherapeutische Betreuung. Legale Nahrungsergänzungen wie geprüfte Kollagenpeptide können eine sinnvolle Unterstützung sein, während von experimentellen Peptiden ohne Zulassung abzuraten ist.
Fazit
Peptide bilden eine wissenschaftlich faszinierende Klasse von Substanzen mit realem Potenzial für Regeneration, Gewebestabilität und therapeutische Innovation. Für den praktizierenden Kampfsportler gilt jedoch: Die Spreu trennt sich vom Weizen — evidenzbasierte, zugelassene und qualitativ geprüfte Anwendungen (beispielsweise bestimmte Kollagenpeptide) unterscheiden sich grundlegend von experimentellen, regulatorisch nicht zugelassenen Substanzen (etwa viele Wundheilungs-Peptide oder Secretagoge-Kombinationen). Vor Wettkampf und im Trainingsalltag bleibt die verantwortliche Abwägung von Nutzen, Sicherheit und Regelkonformität die oberste Maxime.
StatPearls — Biochemistry, Peptide (Definitionen und Grundlagen). NCBI
Wang L. et al., Therapeutic peptides: current applications and future directions (Übersicht). PMC
WADA — International Standard — Prohibited List (2025). World Anti Doping Agency
Clark KL et al., 24-Week study on the use of collagen hydrolysate as a dietary supplement in athletes with activity-related joint pain (Clin. trial). PubMed
Khatri M. et al., Systematic review: Collagen peptide supplementation and exercise — effects on joint health (2021). PMC
Vasireddi N. et al., Emerging Use of BPC-157 in Orthopaedic Sports Medicine (Review, 2025). PMC
FDA — Certain Bulk Drug Substances for Use in Compounding May Present Significant Safety Risks (u. a. BPC-157, Ipamorelin). U.S. Food and Drug Administration
USADA — BPC-157: Experimental Peptide Creates Risk for Athletes (Information für Athleten). U.S. Anti-Doping Agency (USADA)
Holt RI, et al., Use and Abuse of Growth Hormone in Sports (Endocrine Reviews / Überblick zur sportlichen Wirkung). Oxford Academic
Endotext — Performance Enhancing Hormone Doping in Sport (Kontext zu GH/IGF und sportlicher Leistungsmodifikation). NCBI